Eine interessante, aber nicht heilsnotwendige Frage: Kann man sein Heil verlieren, bzw. nach der Wiedergeburt wieder  vom Glauben abfallen?

Die Ansichten unter Christen gehen auseinander. Es ist ein schöner Gedanke, einmal erettet zu sein, nie mehr verloren gehen zu können. Doch ist diese Ansicht biblisch? Im Folgenden werde ich zunächst auf die Verse eingehen, die für die Unverlierbarkeit des Heils angeführt werden und anschließend auf jene, welche von der Verlierbarkeit des Heils sprechen.


Für die Unverlierbarkeit des Heils werden unter anderem folgende Verse angeführt:


Johannes 10,28 und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reißen.

Römer 8,35 Wer will uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?

38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,

39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

1.Korinther 1,8 der euch auch fest machen wird bis ans Ende, sodass ihr unverklagbar seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus.

1.Petrus 1,5 die wir in der Kraft Gottes bewahrt werden durch den Glauben zu dem Heil, das bereit ist, geoffenbart zu werden in der letzten Zeit.

1.Johannes 2,19 Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber es sollte offenbar werden, dass sie alle nicht von uns sind.


Genaue Betrachtung der Verse:

Johannes 10,28 und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reißen.

Wie so oft ist der Kontext entscheidend:

1 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in die Schafhürde hineingeht, sondern anderswo hineinsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.

2 Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirte der Schafe.

5 Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen vor ihm; denn sie kennen die Stimme der Fremden nicht.

7 Da sprach Jesus wiederum zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür für die Schafe.

8 Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe hörten nicht auf sie.

9 Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.

10 Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu töten und zu verderben; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es im Überfluss haben.

11 Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.

12 Der Mietling aber, der kein Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht; und der Wolf raubt und zerstreut die Schafe. ...            

14 Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und bin den Meinen bekannt, ...

27 Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach;

28 und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reißen. 

Diese letzten beiden von Vertretern der Unverlierbarkeit angeführten Verse stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit den vorherigen Versen. Wie die Verse 10 und 12 verdeutlichen, geht es in dem Kontext um Fremdeinwirkung. Jesus sagt klar, dass keine äußere Macht uns von Gott trennen kann. Dies wird auch nochmal mit den Sätzen "niemand kann sie aus meiner Hand reißen" und "niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reißen" bekräftigt. Es wird jedoch nicht ausgeschlossen, dass ein Christ sich von sich aus von Gott abwenden könnte.

Diese Verse belegen also die Heilsgewissheit, nicht die Unverlierbarkeit des Heils. 


Römer 8,35 Wer will uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?

38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,

39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

Hier ist es ähnlich wie in Joh. 10. Es werden nur äußere Umstände aufgelistet, die uns nicht von unserem Herrn trennen können. Die eigene bewusst Abkehr wird nicht ausgeschlossen.


1.Korinther 1,8 der euch auch fest machen wird bis ans Ende, sodass ihr unverklagbar seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus.

Vertreter der Unverlierbarkeit des Heils interpretieren hier eine unwiderstehliche Gnade Gottes, die nicht zulässt, dass wir uns abwenden. Doch setzt Paulus hier den Glauben voraus. Gott wird den Christen fest machen, der an Seinem Wort festhält, wie Paulus später schreibt:

1.Korinther 15,2 durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr an dem Wort festhaltet, das ich euch verkündigt habe — es sei denn, dass ihr vergeblich geglaubt hättet.

Es wird weder eine unwiderstehliche Gnade impliziert, noch die Möglichkeit der eigenen Abkehr ausgeschlossen.


1.Petrus 1,5 die wir in der Kraft Gottes bewahrt werden durch den Glauben zu dem Heil, das bereit ist, geoffenbart zu werden in der letzten Zeit.

Auch hier wird der Vers so verstanden, dass Gott nicht zulässt, dass ein Christ seinen Glauben verlässt. Doch wird auch hier der Glaube für die Bewahrung vorausgesetzt. Wir werden durch den Glauben bewahrt. Wird der Glaube aber verlassen, kann man sich auch nicht mehr auf die Bewahrung berufen.


1.Johannes 2,19 Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber es sollte offenbar werden, dass sie alle nicht von uns sind.

Hier ist von Gemeindemitgliedern die Rede, die sich als Irrlehrer herausgestellt haben und nach Sicht der Vertreter der Unverlierbarkeit nie echte Christen waren. Das wird auf alle Christen übertragen und gesagt, dass "Christen", die abfallen, nie wiedergeboren waren.

Zunächst handelt es sich bei "von uns gewesen wären" und "bei uns geblieben" keineswegs um eine allgemein gültige Aussage. Johannes schreibt in erster Linie von einem bestimmten Einzelfall. Die Übertragung auf alle Christen ist keinesfalls zwingend. Weiter kann die Aussage "wenn sie von uns gewesen wären" auch so verstanden werden, dass mit "uns" die treubleibenden Christen, im Gegensatz zu den abtrünnig gewordenen Christen, gemeint sind. Es hängt davon ab, wen Johannes mit "uns" meint. Für diese Deutung spräche 1. Kor. 11,19:

1.Korinther 11,19 denn es müssen ja auch Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährten offenbar werden unter euch!

Auch hier wird nicht zwischen echten und falschen Christen unterschieden, sondern zwischen treuen und untreuen.

Besonders deutlich von der Verlierbarkeit des Heils spricht der Hebräerbrief:

Hebräer 6,4 Denn es ist unmöglich, die, welche einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe[gr. dōrea] geschmeckt haben und Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind 

5 und das gute Wort Gottes geschmeckt haben, dazu die Kräfte der zukünftigen Weltzeit,

6 und die dann abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie für sich selbst den Sohn Gottes wiederum kreuzigen und zum Gespött machen! 

Die Wörter "erleuchtet", "himmlische Gabe" und "Heiligen Geistes teilhaftig" zeigen deutlich, dass es sich um wiedergeborene Christen handelt, die wieder abfallen können:


erleuchtet: Die Erleuchtung ist die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus, wie es in 2.Kor. 4,6 heißt:

2.Korinther 4,6 Denn Gott, der dem Licht gebot, aus der Finsternis hervorzuleuchten, er hat es auch in unseren Herzen licht werden lassen, damit wir erleuchtet werden mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi.        

Wie Gott bei der Schöpfung durch das Licht etwas neues machte, so macht Gott auch bei der Erleuchtung mit der Erkenntnis Seiner Herrlichkeit etwas neues: Einen neuen Menschen (2.Kor. 5,17). Nun, wenn die Erleuchtung unseres Herzens - unserers Innersten - nicht die Wiedergeburt sein soll, was dann?           

Hebr. 10,32 Erinnert euch aber an die früheren Tage, in denen ihr, nachdem ihr erleuchtet wurdet, viel Kampf erduldet habt, der mit Leiden verbunden war,

Wie Jesus angekündigt hatte, erlebten auch die Hebräer (als wiedergeborene Christen) Leid um Jesu Willen. Als Startpunkt dafür wird ihre Erleuchtung genannt. Würde diese Erleuchtung nicht zur Wiedergeburt gehören, sondern, wie Vertreter der Unverlierbarkeit sagen, davor kommen, hätte es mehr Sinn ergeben, die Wiedergeburt als Startpunkt zu nennen. Denn sie leideten ja als echte Christen. Wäre die Erleuchtung wirklich nur die klare Verkündigung des Evangeliums, wie Vertreter der Unverlierbarkeit sagen, hätte jeder nicht-Christ, der das Evangelium einmal abgelehnt hat, keine Möglichkeit zur Rettung mehr.  

       

 himmlische Gabe: Christen, die die Unverlierbarkeit des Heils vertreten unterscheiden zwischen der himmlischen Gabe (dōrea) und der geistlichen Gabe (charisma). Die himmlische Gabe sei nur auf die Teilhaftigkeit am Gemeindeleben bezogen, aber kein Merkmal einer Wiedergeburt. Doch dem widerspricht die Bibel:

Johannes 4,10 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe [dōrea] Gottes erkennen würdest und wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken!, so würdest du ihn bitten, und er gäbe dir lebendiges Wasser[= ewiges Leben]

Apostelgeschichte 2,38 Da sprach Petrus zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden; so werdet ihr die Gabe [dōrea] des Heiligen Geistes empfangen. 

Die dōrea-Gabe geht also mit ewigem Leben und dem Empfangen des Heiligen Geistes einher, womit sie ein sicheres Zeichen der Wiedergeburt ist. In Römer 5 wird sie sogar zusammen mit der charisma-Gabe gennant:

Römer 5,15 Aber es verhält sich mit der Gnadengabe [charisma] nicht wie mit der Übertretung. Denn wenn durch die Übertretung des Einen die Vielen gestorben sind, wie viel mehr ist die Gnade Gottes und das Gnadengeschenk [dōrea] durch den einen Menschen Jesus Christus in überströmendem Maß zu den Vielen gekommen. 

Die himmlische Gabe gibt es nicht ohne Wiedergeburt.


Heiligen Geistes teilhaftig: Wer den Heiligen Geist hat, ist wiedergeboren, denn diesen bekommt man erst mit der Bekehrung:

Epheser 1,13 In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Errettung, gehört habt — in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung,

14 der das Unterpfand unseres Erbes ist bis zur Erlösung des Eigentums, zum Lob seiner Herrlichkeit.



Hebräer 10,26 Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt für die Sünden kein Opfer mehr übrig, ... 

29 wie viel schlimmerer Strafe, meint ihr, wird derjenige schuldig erachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt wurde, für gemein geachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat? 

Spätestens mit "durch das er geheiligt wurde" wird eindeutig, dass von echten Christen die Rede ist. Denn nur diese sind durch Jesu Blut geheiligt (1.Kor. 6,11). Dazu schreibt der Verfasser von "uns". Damit schließt er sich - der er definitiv ein echter Christ war - selbst mit ein.

Da aber auch Christen im Normalfall Sünden vergeben werden (1.Joh. 2,1), muss es sich bei der mutwilligen Sünde um eine Sünde handeln, mit der man sich bewusst gegen Gott auflehnt, sein Opfer willentlich mit Füßen tritt und deshalb keine Vergebung bekommt. 

Zu "geheiligt" wäre ein möglicher Einwand 1. Kor. 7,14:

1. Korinther 7,14 Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den Mann; sonst wären ja eure Kinder unrein, nun aber sind sie heilig.

Hier ist offensichtlich auch ein Ungläubiger geheiligt. Doch gibt es einen wichtigen Unterschied: Der ungläubige Ehepartner ist durch den gläubigen Ehepartner geheiligt. Hier geht es jedoch um die Heiligung durch Jesu Blut. Dass diese auf echte Christen bezogen ist zeigt Vers 10:

10 Aufgrund dieses Willens sind wir geheiligt durch die Opferung des Leibes Jesu Christi, [und zwar] ein für alle Mal. 



2.Petr. 2,1 Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die heimlich verderbliche Sekten einführen, indem sie sogar den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen; und sie werden ein schnelles Verderben über sich selbst bringen

20 Denn wenn sie durch die Erkenntnis des Herrn und Retters Jesus Christus den Befleckungen der Welt entflohen sind, aber wieder darin verstrickt und überwunden werden, so ist der letzte Zustand für sie schlimmer als der erste.

21 Denn es wäre für sie besser, dass sie den Weg der Gerechtigkeit nie erkannt hätten, als dass sie, nachdem sie ihn erkannt haben, wieder umkehren, hinweg von dem ihnen überlieferten heiligen Gebot. 

Da diese falschen Propheten vorher von Jesus erkauft waren und den Befleckungen der Welt entflohen waren, müssen sie ursprünglich wiedergeborene Christen gewesen sein.

Ein unvoreingenommenes Bibelstudium führt m.E. zu dem Ergebnis, dass ein wiedergeborener Christ wieder verloren gehen kann. Die von Vertretern der Unverlierbarkeit angeführten Verse belegen bei genauem Hinsehen bestenfalls die Heilsgewissheit. Also das Wissen gerettet zu sein, solange man glaubt, sie behandeln aber nicht die Möglichkeit sich aus eigenem Antrieb abzuwenden.

Es ist aber auch wichtig zu betonen, dass ein Christ nicht "versehentlich" verloren gehen kann. Es ist eine ganz bewusste Entscheidung mit einer mutwilligen Sünde (Sünde in der vollen Absicht Jesu Opfer mit Füßen zu treten) nötig. Diese Entscheidung kann nach Hebr. 6,6 nicht bereut werden ("unmöglich wieder zur Buße zu erneuern "), was bedeutet, dass jeder Christ, der noch Reue empfindet, wissen kann, dass er gerettet ist.