Befürworter der Sprachenrede führen als Begründung oft Verse wie 1.Korinther 14,5 an, um ihre Ansicht zu begründen.
1.Korinther 14,5 Ich wünschte, dass ihr alle in Sprachen reden würdet, noch viel mehr aber, dass ihr weissagen würdet. Denn wer weissagt, ist größer, als wer in Sprachen redet; es sei denn, dass er es auslegt, damit die Gemeinde Erbauung empfängt.
Solche Verse sind gut und schön. Aber sie sagen nur, dass damals die biblische Sprachenrede von Gott war. Ob sie das auch heute noch ist, wird in 1.Korinther 13 beantwortet. Doch dazu später mehr.
Wie sieht biblische Sprachenrede aus?
Apostelgeschichte 2,1 Und als der Tag der Pfingsten sich erfüllte, waren sie alle einmütig beisammen.
2 Und es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie von einem daherfahrenden gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
3 Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten und sich auf jeden von ihnen setzten.
4 Und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen auszusprechen gab.
5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer aus allen Heidenvölkern unter dem Himmel.
6 Als nun dieses Getöse entstand, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.
7 Sie entsetzten sich aber alle, verwunderten sich und sprachen zueinander: Siehe, sind diese, die da reden, nicht alle Galiläer?
8 Wieso hören wir sie dann jeder in unserer eigenen Sprache, in der wir geboren wurden?
Hier sehen wir schon: Diese Sprachenrede war kein unverständliches Kauderwelsch, sondern es waren verständliche, existierende Sprachen.
Wenn also jemand in einer "Sprache" redet, die es nicht gibt, ist sein Sprachenreden nicht biblisch.
Manchmal wird darauf dieser Vers eingewendet:
1.Kor 14,2 Denn wer in Sprachen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht es, sondern er redet Geheimnisse im Geist.
Das ist kein schlechter Einwand. Doch die Bibel sollte im Kontext gelesen werden. Es gibt keine zwei Arten von biblischer Sprachenrede und auch in dem Vers ist allgemein von Sprachenrede die Rede.
Wenn also die Sprachenrede zu Pfingsten aus echten Sprachen bestand, tut es auch die von Paulus beschriebene. Was bedeuten würde, dass hier lediglich niemand anwesend war, der die Sprache verstanden hätte. Trotzdem war es eine echte Sprache.
Man könnte noch mehr zur biblischen Sprachenrede sagen, aber das ist hier nicht so wichtig. Das wichtigste Merkmal von biblischer Sprachenrede ist, dass es eine tatsächlich existierende ist.
Nun zu der Frage...
Ist die heutige Sprachenrede noch von Gott?
1.Korinther 13: 8 Die Liebe hört niemals auf. Aber seien es Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden.
9 Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise;
10 wenn aber einmal das Vollkommene da ist, dann wird das Stückwerk weggetan.
11 Als ich ein Unmündiger war, redete ich wie ein Unmündiger, dachte wie ein Unmündiger und urteilte wie ein Unmündiger; als ich aber ein Mann wurde, tat ich weg, was zum Unmündigsein gehört.
12 Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.
13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.
Wenn also das Vollkommene da ist, wird die Sprachenrede weggetan. Die Entscheidende Frage lautet, was denn das Vollkommene überhaupt ist.
Da gibt 2 Möglichkeiten:
Um eine der beiden Möglichkeiten auschließen zu können, ist Vers 13 wichtig:
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe
Während Erkenntnis, Sprachenrede und Weissagung aufhören werden, sind Glaube, Hoffnung und Liebe zu dem Zeitpunkt und bleiben auch, wenn die anderen Dinge bereits weg sind.
Dieser Vers schließt die Wiederkunft Jesu ohne jeden Zweifel aus. Wir glauben an Jesus Christus und wir hoffen auf seine Wiederkunft. Wenn Jesus wiederkommt werden Glaube und Hoffnung erfüllt sein. Wir werden nicht mehr Glauben und Vertrauen, wir werden wissen.
Deshalb kann das Vollkommene nicht die Wiederkunft Jesu sein. Somit bleibt noch die Bibel üprig.
Weitere Gründe, weshalb die Bibel gemeint sein muss:
Manchmal wird eingewendet, dass wir noch nicht die Vollkommene Erkenntnis haben und deshalb nicht die Bibel das Vollkommene sein könne. - Wir lernen schließlich immer noch dazu.
Es stimmt, im allgemeinen Leben haben wir keine vollständige Erkenntnis. Aber die ist meiner Ansicht nach auch nicht gemeint, sondern die Erkenntnis über Gott und den Glauben.
Denn es bleibt die Tatsache, dass Glaube und Hoffnung bei der Wiederkunft Jesu erfüllt sein werden - sie würden in dem Fall nicht bleiben (Vers 13)
Die Gemeinde war noch jung und es gab noch viele Unklarheiten, Einzelheiten des Glaubens betreffend. Man strebte also danach mehr Erkenntnis über Gott und den Glauben zu erlangen.
Die Allgemeine Erkenntnis, die man im Laufe des Lebens erlangt, ist aber nichts Außergewöhnliches. Nach meiner Ansicht ist es eindeutig, dass Paulus die Erkenntnis bezüglich des Glaubens meinte. Das bestätigen auch diese Verse:
Kolosser 1,9 Deshalb hören wir auch seit dem Tag, da wir es vernommen haben, nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht,
Kolosser 1,10 damit ihr des Herrn würdig wandelt und ihm in allem wohlgefällig seid: in jedem guten Werk fruchtbar und in der Erkenntnis Gottes wachsend,
Vor der Fertigstellung der Bibel waren diese Dinge noch notwendig, um den Christen Gottes Willen zu überbringen und zur Erbauung. Aber jetzt ist die Bibel vollständig, in ihr steht alles, was wir über Gott und den Glauben wissen müssen und sie ist ein Buch des Trostes und der Erbauung.
Das wohl beste Argument für die Wiederkunft Jesu bezieht sich auf die Worte "dann aber von Angesicht zu Angesicht"
Christen, die in Sprachen reden, sagen hier, dass mit der Fomulierung eine Person(Jesus), die physisch/sichtbar anwesend ist, gemeint sein muss. Wenn man die Worte isoliert liest, ist das wohl auch wirklich der erste Eindruck. Jedoch muss die Bibel im Kontext ausgelegt werden. Wie bereits gezeigt, schließt Vers 13 die Wiederkunft Jesu ohne Deutungsspielraum aus. "von Angesicht zu Angesicht" lässt sich im Zusammenhang mit anderen Versen noch anders deuten:
Johannes 1,1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
Offenbarung 19,13 Und er ist bekleidet mit einem Gewand, das in Blut getaucht ist, und sein Name heißt: »Das Wort Gottes«.
Hebräer 4,12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens.
Die Bibel ist das Wort Gottes und Jesus wird auch als das Wort Gottes bezeichnet. Außerdem ist es(Bibel) lebendig, wirksam und ein Richter, obwohl es keine Person ist.
Man kann "von Angesicht zu Angesicht" also auch so verstehen, dass wir Jesus, bzw Gott durch Sein Wort - die vollkommene Bibel - erkennen, wie wenn Er direkt vor uns stünde.
Aber hatten diese Geistesgaben denn überhaupt aufgehört?
Ja, das hatten sie. Es gibt sie erst wieder seit dem Beginn Pfingst-/, Adventisten- und Charismatikerbewegung (das ist kein Angriff auf Angehörige dieser Konfessionen).
John Chrysostomus (ca.345-407)
„Diese ganze Stelle [1.Kor 12,1+2] ist sehr dunkel; aber der Grund der Dunkelheit ist unser Unwissen über die Tatsachen, auf die sie sich bezieht, und dass sie aufgehört haben. Damals war es üblich, dass sie auftraten, aber heute kommen sie nicht mehr vor.“ (Homile on First Corinthians, Hom 29:2 (über 1.Kor 12,1+2), The Nicene and Post-Nicene Fathers, Vol. XII)
Augustinus (354-430)
„In der frühesten Zeit „fiel der Heilige Geist auf die, welche glaubten und sie redeten in Sprachen", die sie nicht gelernt hatten, „wie der Geist ihnen gab auszusprechen“ [Apg 2,4]. Dies waren Zeichen, die der damaligen Zeit angepasst waren. Denn dieses Zeichen des Heiligen Geistes in allen Sprachen war angemessen um zu zeigen, dass das Evangelium Gottes allen Sprachen der ganzen Welt gepredigt werden musste. Dies geschah als Zeichen und dann verschwand es.“ (Homilie on the First Epistle of John, Hom 6:10 (über 1.Jo 3,19-4,3), The Nicene and Post-Nicene Fathers, Vol. VII)
Johannes Calvin
„So wie der Herr den Glauben seines Evangeliums bekräftigt hatte durch die Wunder, die Er tat solange Er auf der Erde war, so reichte Er diese gleiche Kraft jetzt an die Nachkommenden weiter, damit die Jünger nicht dächten, dies sei an seine leibliche Gegenwart gebunden.
Wir dürfen aber nicht denken, der Herr habe mit der Ausrüstung der Gläubigen mit dieser Gabe einen jeden Einzelnen ausgerüstet, denn wir wissen, dass seine Gaben verschieden verteilt wurden, so dass die Macht Wunder zu tun nur auf bestimmte Leute begrenzt war.
Da aber alles was Er einigen wenigen gab der ganzen Kirche gehörte und jedes Wunder alle stärkte, konnte Christus zu Recht die Glaubenden allgemein ansprechen. Es genügte zur Bestätigung des Zeugnisses von der Gottheit und Herrlichkeit Christi, dass nur einige wenige Gläubige mit dieser Kraft ausgestattet sein sollten.“ (Auslegung zum Markusevangelium, Mk 16,17)
Thomas Watson
„Sicher, die Notwendigkeit der Ordination ist heute so gross wie in der Zeit Christi und der Apostel, als aussergewöhnliche Gaben in der Kirche waren, die jetzt aufgehört haben.“ (The Beatitudes, 14, 1660)
John Flavel
„Die Lehre über Gott, und unser Hören und Lernen von ihm, darf nicht als irgendwelche aussergewöhnliche, visionäre Erfahrung verstanden werden, oder als hörbare, direkte Stimme Gottes zu den Menschen … solche Stimmen wurden zwar vom Himmel gehört, aber heute haben diese aussergewöhnlichen Weisen aufgehört (Hebr 1,1.2) und wir sollen sie nicht mehr erwarten.“ (Flavel, Vol. II, S.308)
Diese Geistesgaben haben in der Kirchengeschichte also tatsächlich aufgehört. Damit können wir uns sicher sein, dass 1.Kor 13 von der Bibel als dem "Vollkommenen" spricht.
Daraus folgt, dass die heutige Sprachenrede nicht von Gott gewirkt ist. Nun ist aber die Frage...
Von wem ist die heutige Sprachenrede dann gewirkt?
Wenn der Heilige Geist nicht die Quelle ist bleiben nur zwei Möglichkeiten:
Die zweite Option sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn es ist tatsächlich möglich:
Seymour, der Vater der Pfingstbewegung, hatte in seiner Gemeinde in Los Angeles übernatürliche Erlebnisse/Zeichen/ect. Davon fühlten sich Olkkutisten und Spiritisten angezogen und machten mit und brachten eigene okkulte Praktiken ein!
Man lasse sich das auf der Zunge zergehen: Olkkutisten, also Menschen der Gegenseite, fühlten sich von dem "christlichen" Zungenreden/Zeichen/ect angezogen! Da kann doch was nicht stimmen.
Die Gegenseite fühlt sich nicht vom H. Geist angezogen, sondern vom Satan. Beunruhigt davon schrieb Seymour an seinen "geistlichen Vater" Parham und bat ihn um Hilfe zu unterscheiden was von Gott war und was nicht.
Dieser, selbst schockiert, rief dazu auf, vom falschen Weg umzukehren und zu Gott zurück zu kommen. (Quelle: "Slaying in the Spirit" von Nader Mikhail; Buch leider nicht mehr verfügbar)
Ich spreche Christen, die in Sprachen sprechen nicht grundsätzlich die Errettung ab. Wie gesagt, ich habe auch da sehr liebe Geschwister kennen gelernt.
Aber ich sehe auch die Möglichkeit, dass der Ein oder Andere von ihnen von der Gegenseite beeinflusst wird. Deshalb halte ich es für wichtig, dass man über das Thema spricht und auch bereit ist mögliche Irrtümer einzugestehen(auf beiden Seiten)
Aber letzlich muss sich jeder selbst vor unserem Herrn verantworten.
Ich bin überzeugt, dass es heute keine von Gott gewirkte Sprachenrede in der Gemeinde gibt (Einzelne Ausnahmen schließe ich nicht aus) und hoffe dem Ein oder Anderen mit diesem Artikel geholfen zu haben.