Leben und Tod image
In dieser Artikelreihe soll es um die biblische Bedeutung der Begriffe "Leben" und "Tod" gehen. Wie definiert die Bibel Leben und Tod? Wo kamen die Gläubigen vor Jesu Tod und Auferstehung hin? Ist man im Totenreich bei Bewusstsein? Wie ist der Feuersee zu verstehen?

Zunächst zur biblischen Definition des Todes. Die Bibel beschreibt drei Arten des Todes:

  • Der geistliche Tod
  • Der biologische Tod
  • Der ewige und zweite Tod im Feuersee

Den geistlichen Tod beschreibt die Bibel als die Trennung von Gott:

Epheser 2,1 — auch euch, die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden,           

 ... 

5 auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht — aus Gnade seid ihr errettet! — 

Seit dem Sündenfall ist jeder Mensch geistlich tot. Durch die Sünde sind wir von Gott getrennt (vgl. Jes. 59,2) und diese Änderung unseres ursprünglichen Zustandes (Gemeinschaft mit Gott) nennt die Bibel Tod.


Der biologische Tod ist offensichtlich in erster Linie das aufhören der Körperfunktionen. Der menschliche Körper stirbt und der Geist  geht ins Jenseits. Auch dieser Tod ist also eine Änderung unseres Zustandes.


Der zweite, bzw. ewige Tod ist ähnlich wie der geistliche Tod die Trennung von Gott. Dieses Mal ist diese Trennung jedoch ewig und mit Qualen verbunden:

Offenbarung 21,8 Die Feiglinge aber und die Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner — ihr Teil wird in dem See sein, der von Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.  

Matthäus 13,41 Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden alle Ärgernisse und die Gesetzlosigkeit verüben aus seinem Reich sammeln

42 und werden sie in den Feuerofen werfen; dort wird das Heulen und das Zähneknirschen sein.  

Matthäus 25,46 Und sie werden in die ewige Strafe hingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.  


Bisher kann also festgehalten werden, dass die Bibel den Tod nie als ein Aufhören der Existenz, wie im Atheismus, definiert. Im biblischen Sinn ist der Tod eine Änderung unseres Zustandes und die Trennung von Gott.


Das Leben definiert die Bibel in zwei Arten:

  • Leben, als das irdische Leben
  • Leben im geistlichen Sinn, als die ewige Gemeinschaft mit Gott

Das irdische Leben als die Zeitspanne unseres Bewusstseins auf der Erde ist recht einfach in der Bibel zu finden. An dieser Stelle nur zwei Beispiele:

1.Mose 20,7 So gib nun dem Mann seine Frau wieder, denn er ist ein Prophet; und er soll für dich bitten, so wirst du am Leben bleiben. Wenn du sie aber nicht zurückgibst, so wisse, dass du gewiss sterben musst samt allem, was dir gehört!  

Josua 1,5 Niemand soll vor dir bestehen dein Leben lang! Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein; ich will dich nicht aufgeben und dich nicht verlassen.  

In solchen Versen ist ohne Frage das Leben auf dieser Erde gemeint, welches mit dem biologischen Tod endet. Das irdische Leben steht im Gegensatz zum biologischen Tod.


Doch "Leben" wird in der Bibel auch im geistlichen Sinn verwendet, nämlich als das ewige Leben in Form der ewigen Gemeinschaft mit Gott:

Epheser 2,1 — auch euch, die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden,           

 ... 

5 auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht — aus Gnade seid ihr errettet! —

Matthäus 25,46 Und sie werden in die ewige Strafe hingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.  

Johannes 3,36 Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.  

Hier steht das Leben im Gegensatz zum geistlichen Tod (Eph. 2,5) und dem Feuersee, bzw. ewigen Tod (Matt. 25,46). Der Gegensatz zum geistlichen und zweiten Tod ist die Gemeinschaft mit Gott, demnach bedeutet (ewiges) Leben im geistlichen Sinn die ewige Gemeinschaft mit Gott. Durch Jesus haben wir ewiges Leben (Joh. 3,36) und nur durch Jesus können wir Gemeinschaft mit Gott haben (Joh. 14,6).

Es kann also festgehalten werden, dass das ewige Leben, welches uns die Bibel verspricht, die ewige Gemeinschaft mit Gott bezeichnet und im Gegensatz zur (ewigen) Trennung von Gott steht. - Nicht etwa zur ewigen Nichtexistenz.

Bei der Beantwortung dieser Frage muss zwischen AT und NT unterschieden werden. Zunächst zum AT:

Im AT kam jeder Mensch nach seinem biologischen Tod in das Totenreich.

1.Mose 37,35 Da machten sich alle seine Söhne und Töchter auf, um ihn [Jakob] zu trösten; er aber wollte sich nicht trösten lassen, sondern sprach: Ich höre nicht auf zu trauern, bis ich zu meinem Sohn hinabfahre ins Totenreich! So beweinte ihn sein Vater.  

Jakob war ein Mann Gottes und erwartete nach seinem Tod ins Totenreich zu kommen. Ebenso kamen im AT aber auch Menschen ins Totenreich, die nicht gerettet waren:

4.Mose 16,30 Wenn aber der HERR etwas Neues schaffen wird, sodass der Erdboden seinen Mund auftut und sie verschlingt mit allem, was sie haben, dass sie lebendig hinunterfahren ins Totenreich, so werdet ihr erkennen, dass diese Leute den HERRN gelästert haben! 

 Psalm 9,18 Die Gottlosen müssen ins Totenreich hinabfahren, alle Heidenvölker, die Gott vergessen.  

Im AT kamen alle verstorbenen Menschen ins Totenreich. Eine detalliertere Beschreibung des Totenreiches ist in Lukas 16 zu finden:


Lukas 16,19 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbare Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden.

20 Es war aber ein Armer namens Lazarus, der lag vor dessen Tür voller Geschwüre

21 und begehrte, sich zu sättigen von den Brosamen, die vom Tisch des Reichen fielen; und es kamen sogar Hunde und leckten seine Geschwüre.

22 Es geschah aber, dass der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben.

23 Und als er im Totenreich seine Augen erhob, da er Qualen litt, sieht er den Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß.

24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich über mich und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser Flamme!

25 Abraham aber sprach: Sohn, bedenke, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben und Lazarus gleichermaßen das Böse; nun wird er getröstet, du aber wirst gepeinigt.

26 Und zu alledem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, sodass die, welche von hier zu euch hinübersteigen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.

27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn in das Haus meines Vaters sendest —

28 denn ich habe fünf Brüder —, dass er sie warnt, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen!

29 Abraham spricht zu ihm: Sie haben Mose und die Propheten; auf diese sollen sie hören

30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun!

Jesus beschreibt das Totenreich als einen zweigeteilten Ort. Auf der einen Seite "Abrahams Schoß", wo die Gläubigen hinkamen und auf der anderen Seite der Teil, in dem die Ungläubigen leiden müssen. Dass im Totenreich nach "gläubig" und "ungläubig" getrennt wird und nicht etwa wörtlich nach "arm" und "reich" geht aus den Versen 29-30 hervor, wonach die Familie des reichen Mannes auf die Propheten hören und Buße tun müsste, um in Abrahams Schoß zu kommen.


Nun könnte man sich fragen, ob diese Geschichte noch in die Zeit des AT gehört oder schon in die des NT, was bedeuten würde, dass auch Christen bis zur Entrückung ins Totenreich kämen.

Diese Frage lässt sich mit dem Kontext des NT beantworten. Jesus selber versprach dem Schächer am Kreuz noch an seinem Sterbetag mit Jesus im Paradies zu sein:

Lk. 23,43 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein!  

Dieses Paradies befindet sich im dritten Himmel:

2.Kor. 12,2 Ich weiß von einem Menschen in Christus, der vor 14 Jahren (ob im Leib oder ob außerhalb des Leibes, ich weiß es nicht; Gott weiß es) bis in den dritten Himmel entrückt wurde.

4 dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht sagen darf.

Das Paradies mit dem Totenreich gleichzusetzten, entbehrt jeder biblischen Grundlage. Das Wort "Paradies" wird nur in 3 Bibelversen verwendet und nie bezieht es sich dabei auf das Totenreich. (Lk 23,43; 2. Kor. 12,4; Off. 2,7)

Stephanus erwartete nach seiner Steinigung bei Jesus zu sein:

Apg. 7,54 Als sie aber das hörten, schnitt es ihnen ins Herz, und sie knirschten mit den Zähnen über ihn.

55 Er aber, voll Heiligen Geistes, blickte zum Himmel empor und sah die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen;

56 und er sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!

57 Sie aber schrien mit lauter Stimme, hielten sich die Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn los;

58 und als sie ihn zur Stadt hinausgestoßen hatten, steinigten sie ihn. Und die Zeugen legten ihre Kleider zu den Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß.

59 Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!

60 Und er kniete nieder und rief mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Und nachdem er das gesagt hatte, entschlief er.

Warum hätte Gott Stephanus einen Blick in den Himmel gewähren sollen, wenn nicht als Ermutigung, dass er nach diesen Qualen bei Jesus sein würde? Dementsprechend befahl Stephanus seinen Geist in Jesu Hände.


Auch Paulus erwartet für sich und die Gemeinde nach dem biologischen Tod direkt bei Christus zu sein:

2.Kor. 5,8 Wir sind aber getrost und wünschen vielmehr, aus dem Leib auszuwandern und daheim zu sein bei dem Herrn. 

Phil. 1,23 Denn ich werde von beidem bedrängt: Mich verlangt danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre;  


Die Ungläubigen kommen weiter ins Totenreich und erst zum Endgericht in den Feuersee:

Off. 20, 11 Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß; vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es wurde kein Platz für sie gefunden.

12 Und ich sah die Toten, Kleine und Große, vor Gott stehen, und es wurden Bücher geöffnet, und ein anderes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens; und die Toten wurden gerichtet gemäß ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand.

13 Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten heraus, die in ihnen waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken.

14 Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod.

15 Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingeschrieben gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen. 


Zusammenfassend lässt sich sagen:

  • Im AT kamen alle Menschen ins Totenreich, wo bei die Gläubigen von den Ungläubigen getrennt sind. Die Geschichte in Lukas 16 bezieht sich auf die Zeit vor Jesu Tod.
  • Im NT kommen die Christen nach ihrem biologischen Tod direkt in den Himmel.
  • Die Ungläubigen kommen weiter ins Totenreich und werden zum Endgericht in den Feuersee geworfen.

Hier soll es um Totenreich und Feuersee an sich gehen. In welchem Zustand ist man dort und ist die Strafe im Feuersee ewig?


Totenreich:

Zunächst zu dem Wort "Totenreich":

Im Hebräischen steht dafür das Wort "scheol". Es hat 2 Bedeutungen:


  1. Das irdische Grab
  2. Das Totenreich

Welche Bedeutung jeweils gemeint ist, muss der Kontext entscheiden. So ist in Sprüche 30 z.B eindeutig vom Totenreich die Rede:

Sprüche 30,15 Der Blutegel hat zwei Töchter: »Gib her, gib her!« Drei Dinge werden nimmer satt, vier sagen nie: »Es ist genug!«: 

16 Das Totenreich [sheol], der verschlossene Mutterleib, die Erde, die vom Wasser nicht satt wird, und das Feuer, das nie spricht: »Es ist genug!« 

Da das irdische Grab nur auf eine begrenzte Anzahl von Personen ausgelegt ist, muss hier das Totenreich gemeint sein.

Psalm 16,10 denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich [sheol] preisgeben und wirst nicht zulassen, dass dein Getreuer die Verwesung sieht. 

Auch hier handelt es sich offensichtlich um das Totenreich, denn die Seele ist dort - im irdischen Grab ist nur der Körper. 

1.Mose 37,35 Da machten sich alle seine Söhne und Töchter auf, um ihn zu trösten; er aber wollte sich nicht trösten lassen, sondern sprach: Ich höre nicht auf zu trauern, bis ich zu meinem Sohn hinabfahre ins Totenreich! So beweinte ihn sein Vater.  

Hier kann es sich ebenfalls nicht um das irdische Grab handeln, da Jakob erwartet dort bei seinem Sohn zu sein, welcher eben nicht begraben wurde. 

An anderer Stelle muss es sich aber wiederum um das irdische Grab handeln:

Hesekiel 32,27 Und sie liegen nicht bei den Helden, die in der Vorzeit gefallen sind, die in den Scheol hinabfuhren mit ihren Kriegswaffen und die ihre Schwerter unter ihre Häupter legten und deren Schilde[ auf ihren Gebeinen liegen; denn der Schrecken vor den Helden ⟨hatte einst⟩ im Land der Lebenden ⟨geherrscht⟩. – 

Da hier von Grabbeigaben gesprochen wird, kann es sich nur um das irdische Grab handeln. Diese 2 Bedeutungen werden im Folgenden noch wichtig sein:


Im Wesentlichen gibt es 2 Standpunkte zu dem Zustand eines Menschen im Totenreich. Einige, besonders Zeugen Jehovas, vertreten die Auffassung, im Totenreich sei man bewusstlos bis zum Endgericht. Andere, zu denen auch ich mich zähle, sind der Ansicht, dass der Mensch im Totenreich bei vollem Bewusstsein ist.


Von Zeugen Jehovas werden für gewöhnlich einige Verse aus Prediger angeführt:

Prediger 9,5 Denn die Lebendigen wissen, dass sie sterben müssen; aber die Toten wissen gar nichts, und es wird ihnen auch keine Belohnung mehr zuteil; denn man denkt nicht mehr an sie.

10 Alles, was deine Hand zu tun vorfindet, das tue mit deiner ganzen Kraft; denn im Totenreich, in das du gehst, gibt es kein Wirken mehr und kein Planen, keine Wissenschaft und keine Weisheit! 


Und dann gibt es Lukas 16, wo Jesus eindeutig beschreibt, dass man im Totenreich bei vollem Bewusstsein ist:

Lukas 16,22 Es geschah aber, dass der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben.

23 Und als er im Totenreich seine Augen erhob, da er Qualen litt, sieht er den Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß.

24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich über mich und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser Flamme!

25 Abraham aber sprach: Sohn, bedenke, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben und Lazarus gleichermaßen das Böse; nun wird er getröstet, du aber wirst gepeinigt.

26 Und zu alledem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, sodass die, welche von hier zu euch hinübersteigen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.

Was nun? - Fragt sich vielleicht jetzt der ein oder andere. Wir haben hier zwei scheinbar eindeutige und gegensätzliche Bibelstellen. Zunächst zu Prediger:


Beim Predigerbuch müssen wir die Perspektive beachten, aus der es geschrieben wurde. Der Schreiber macht selber deutlich, dass er aus irdischer Perspektive schreibt:

Prediger 1,14 Ich beobachtete alle Werke, die getan werden unter der Sonne, und siehe, es war alles nichtig und ein Haschen nach Wind!  

Prediger 3,16 Und weiter sah ich unter der Sonne: An der Stätte des Gerichts, da herrschte Ungerechtigkeit; ja, Ungerechtigkeit herrschte an der Stätte des Rechts.  

Insgesamt kommt die Formulierung "unter der Sonne" 29 Mal in 27 Versen in 9 von 12 Kapiteln vor. Wenn man dieses Buch aufmerksam liest, wird deutlich, dass es aus rein irdischer Sicht geschrieben ist, ohne direkte Offenbarung Gottes. Das äußert sich auch darin, dass der Schreiber teilweise falsche Aussagen tätigt:

Prediger 1,4 Ein Geschlecht geht und ein anderes Geschlecht kommt; die Erde aber bleibt ewiglich!

Aus irdischer Perspektive erscheint es uns so, als ob die Erde ewig Bestand hätte. Doch wäre der Schreiber hier unter göttlicher Offenbarung gestanden, hätte er gewusst, dass die Erde nicht ewig ist, sondern durch eine neue Erde ersetzt werden soll. (2.Pet. 3,7+10)

Es ist also wichtig festzuhalten, dass das Predigerbuch nicht als Grundlage für geistliche Lehren gedacht ist. Die von Gott gewollte Funktion dieses Buches besteht darin, aus den hier beschriebenen Erfahrungen und Fehlern zu lernen und diese nicht selber erneut zu begehen. Natürlich ist das Predigerbuch Teil des Wortes Gottes, aber es hat eine andere Intention als die meisten anderen Bücher der Heiligen Schrift.

Mit diesem Hintergrund können auch die oben genannten Verse richtig verstanden werden. Wie wir ja bereits wissen, kann das hebräische Wort "scheol" auch das irdische Grab bezeichnen. Da Prediger nur die irdische Sichtweise behandelt, wäre es m.E. passender in diesen Versen mit "Grab", statt mit "Totenreich" zu übersetzten. 

Denn das irdische Grab kann der Schreiber tatsächlich beobachten und festestellen, dass es dort kein Wissen, kein Wirken und keine Wissenschaft gibt. Die Schlussfolgerung ist also, dass im Prediger das irdische Grab für den irdischen bewusstlosen Körper beschrieben wird, nicht das jenseitige Totenreich, welches sich dem Beobachtungshorizont des Schreibers entzieht.

Da Zeugen Jehovas sich aber auf diese Verse berufen, interpretieren sie Lk.16 als Gleichnis, welches nicht wörtlich verstanden werden will. Doch ist Lukas 16 überhaupt ein Gleichnis?

Die typischen Merkmale von Gleichnissen Jesu sind:

  1. Es werden keine Eigennamen verwendet.
  2. Es werden nie historisch bekannte Personen erwähnt.

Im Gegensatz dazu werden in  Lk. 16 Eigennamen (Lazarus, Abraham, Mose) und historisch bekannte Personen erwähnt (Mose, Abraham, die Propheten).

Diese Geschichte ist kein Gleichnis. Sie entspricht nicht den Merkmalen eines Gleichnisses Jesu und wird auch nicht als solches bezeichnet oder anschließend von Jesus ausgelegt, wie Er es bei einigen Gleichnissen tut.

Jesus macht in dieser Geschichte unmissverständlich klar, dass man im Totenreich bei Bewusstsein ist. Bewusstsein im Totenreich impliziert auch Petrus, wenn er schreibt:

1.Petrus 3,18 Denn auch Christus hat einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führte; und er wurde getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht durch den Geist,

19 in welchem er auch hinging und den Geistern im Gefängnis verkündigte,

Mit "Gefängnis" ist hier das Totenreich gemeint. Dort konnte Jesus nur verkünden, wenn die Menschen dort bei Bewusstsein waren.

Nun ist die Frage wem wir mehr glauben: Einem Buch, welches gar nicht als Grundlage für Glaubenslehren verstanden werden möchte, ohne direkte göttliche Eingebung geschrieben wurde und wahrscheinlich gar nicht das Totenreich meint oder den eindeutigen Worten des Sohnes Gottes? Ich für meinen Teil habe mich für letzteres entschieden.


Feuersee:

Auch zum Feuersee gibt es verschiedene Ansichten. Zeugen Jehovas lehnen die Existenz des wörtlichen Feuersees vollständig ab, andere sind der Ansicht die Strafe darin sei nicht ewig und wieder andere sehen ihn als ewigen Ort der Qual.


Bevor wir zu den einzelnen Argumentationen kommen, lassen wir die Bibel doch einfach für sich selber sprechen:

Matthäus 25,46 Und sie werden in die ewige Strafe hingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.   

Markus 9,43 Und wenn deine Hand für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so haue sie ab! Es ist besser für dich, dass du als Krüppel in das Leben eingehst, als dass du beide Hände hast und in die Hölle fährst, in das unauslöschliche Feuer,  

44 wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.

Offenbarung 14,9 Und ein dritter Engel folgte ihnen, der sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und das Malzeichen auf seine Stirn oder auf seine Hand annimmt,

10 so wird auch er von dem Glutwein Gottes trinken, der unvermischt eingeschenkt ist in dem Kelch seines Zornes, und er wird mit Feuer und Schwefel gepeinigt werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm.

11 Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und die das Tier und sein Bild anbeten, haben keine Ruhe Tag und Nacht, und wer das Malzeichen seines Namens annimmt.

Offenbarung 19,20 Und das Tier wurde ergriffen und mit diesem der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm tat, durch welche er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen, und die sein Bild anbeteten; die beiden wurden lebendig in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt.  

Offenbarung 20,14 Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod.  

Offenbarung 21,8 Die Feiglinge aber und die Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner — ihr Teil wird in dem See sein, der von Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.  


Die Argumentation der Zeugen Jehovas:

Zeugen Jehovas interpretieren den Feuersee bildlich. Als Gründe führen sie an:

  • Der Feuersee wird als zweiter Tod bezeichnet. Da der Tod nach Pediger 9 Bewusstlosigkeit bedeutet, ist mit dem Feuersee die ewige Vernichtung gemeint.
  • In der Offenbarung wird der Tod in den Feuersee geworfen. Da der Tod nicht verbrannt werden kann, muss der Feuersee bildlich gemeint sein.


Widerlegung:

  • Beim ersten Punkt muss zunächst "Tod" definiert werden. Da wie bereits besprochen dieser Tod lediglich die Trennung von Gott bezeichnet, kann der Feuersee hier nicht bildlich verstanden werden.
  • Zu Punkt zwei ist zu sagen, dass die Offenbarung gar nicht von der Verbrennung des Todes spricht. Es mag hier zwar insofern symbolischen Charakter geben, dass der Tod für die Trennung von Gott steht, aber die reale Existenz des Feuersees lässt sich hiermit ebenfalls nicht widerlegen. Der Zustand der Trennung von Gott wird nun vom Totenreich in den Feuersee verlegt. - Nicht mehr und nicht weniger.

Aus den bereits oben zitierten Versen geht eindeutig hervor, dass der Feuesee wörtlich verstanden werden soll:

  •  Jesus selber spricht von einem unauslöschlichen Feuer, in dem selbst der Wurm nicht stirbt. (Mk. 9, 43-44) 
  • Die Ungerechten bekommen eine ewige Strafe. (Mt. 25,46)
  • Menschen, die den Antichristen anbeten, werden mit Feuer und Schwefel gepeinigt und ihr Rauch der Qual steigt ewig auf. - Rauch kann nur ewig aufsteigen, wenn auch das dazugehörige Objekt ewig existiert. (Off. 19, 10-11)
  • Sie haben Tag und Nacht keine Ruhe, was eindeutig bedeutet, dass sie ewig bei Bewusstsein sind. (Off. 19,11)
  • Der Antichrist und der falsche Prophet werden lebendig in den Feuersee geworfen. (Off. 19,20)

Die Bibel beschreibt den Feuersee also als einen realen Ort der ewigen qualvollen Trennung von Gott.

Zusammenfassend nochmal die Ergebnisse der einzelnen Abschnitte:

  • Der Tod bezeichnet das Aufhören der Körperfunktionen und die (ewige) Trennung von Gott, nicht jedoch ein Enden der Existenz oder des Bewusstseins.
  • Das Leben kann sowohl dieses irdische Leben, als auch die (ewige) Gemeinschaft mit Gott bedeuten.
  • Vor Jesu Tod und Auferstehung kamen alle Verstorbenen ins Totenreich, jedoch nach "gerettet" und "verloren" getrennt.
  • Seit Jesu Tod kommen die Gläubigen nach dem biologischen Tod direkt in den Himmel, die Ungläubigen kommen nach wie vor ins Totenreich.
  • Die Ungläubigen kommen zum Endgericht in den buchstäblichen ewigen Feuersee und sind dort ewig bei Bewusstsein.