In der heutigen Zeit wird in der sekulären Gesellschaft viel Wert auf Selbstannahme und Selbstliebe gelegt. Doch auch unter Christen ist die Ansicht inzwischen verbreitet, Sellbstliebe sei wichtig und biblisch.

Doch stimmt das wirklich und findet sich die Selbstliebe wirklich in der Bibel?



Zunächst muss das Wort "Liebe" definiert werden. Im Griechischen gibt es drei Arten der Liebe:

  • agape: Die göttliche und aufopferungsvolle Liebe
  • phileo : Die freundschaftliche Liebe
  • Eros : Die romantische, bzw. sexuelle Liebe.

Die agape-Liebe definiert die Bibel wie folgt:

1. Korinther 13, 3 Und wenn ich alle meine Habe austeilte und meinen Leib hingäbe, damit ich verbrannt würde, aber keine Liebe hätte, so nützte es mir nichts!

4 Die Liebe ist langmütig und gütig, die Liebe beneidet nicht, die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf;

5 sie ist nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu;

6 sie freut sich nicht an der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;

7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. 

In Bezug auf die Selbstliebe ist hier wichtig festzuhalten, dass die agape-Liebe nicht auf sich selbst bezogen ist. Sie prahlt nicht, beneidet nicht und sucht nicht das Ihre. Sie bezieht sich immer auf andere. Die agape-Liebe kann also definitionsgemäß nicht auf sich selber bezogen sein.

Diese Verse bilden eine wichtige Grundlage zur Beurteilung der Selbstliebe. Doch zunächst zu den Versen, die für die Selbstliebe angeführt werden:


Matthäus 22, 39 Und das zweite ist ihm vergleichbar: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«.  

Doch geht aus solchen Versen wirklich die Aufforderung hervor sich selbst zu lieben?

  • Jesus fordert nicht dazu auf, sich selbst zu lieben, sondern andere zu lieben.
  • "wie dich selbst" ist keine Aufforderung, sondern ein Vergleich.
  • Das gr. Wort für Liebe ist "agape" und bezeichnet die aufopfernde Liebe, welche nie auf sich selbst bezogen wird.
  • Jesus spricht nur von zwei Geboten (Gott lieben und den Nächsten lieben), nicht von dreien (+ sich selbst lieben).

Nun könnte man sich fragen, warum Jesus den Vergleich "wie dich selbst" dann überhaupt macht? Der Mensch denkt ohnehin zuerst an sich. Dazu braucht es kein Gebot. Er sagte im übertragenen Sinn unser Nächster soll uns so wichtig sein, wie wir uns selbst wichtig sind. 

Zwischenfazit: Hier findet sich keine Aufforderung zur Selbstliebe.


Epheser 5, 28 Ebenso sind die Männer verpflichtet, ihre eigenen Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber; wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst.

29 Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, gleichwie der Herr die Gemeinde. 

"wie ihre eigenen Leiber"  - hier ist es von Interesse, dass nur von dem Körper gesprochen wird. Das "Sein" des Menschen sind in erster Linie der Geist und die Seele, der Körper für sich hat kein Bewusstsein. Selbstliebe ist jedoch auf den ganzen Menschen bezogen. Somit passt dieser Teil schonmal nicht zur Selbstliebe.

In Vers 29 wird näher ausgeführt, was mit dieser Fomulierung gemeint ist: Jeder psychisch gesunde Mensch achtet auf seinen Körper, ungeachtet dessen, ob er sich selbst liebt oder nicht. 

So soll auch der Mann seine Frau lieben, indem er nur das Beste für sie im Sinn hat, wie er auch für seinen Körper nichts Schlechtes im Sinn hat. 

"wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst"  - Hier erklärt sich die Fomulierung in der ehelichen Einheit. Mann und Frau sind ein Fleisch. Die Frau gehört direkt zum Mann und der Mann gehört direkt zur Frau. Die Ehe ist die engste zwischenmenschliche Bindung.                       

Da die Frau direkt zum Mann gehört, liebt jeder Mann, der seine Frau liebt, ganz praktisch auch sich selbst, da sie eine Einheit bilden.                          In den oben genannten Versen ist von der agape-Liebe die Rede. Da diese selbstlos ist, kann es per Definition keine agape-Selbstliebe geben.

Zwischenfazit: Auch in diesen Versen kann nicht von Selbstliebe die Rede sein.            


Die Bibel spricht nur einmal unmissverständlich von Selbstliebe:

2.Timotheus 3, 1 Das aber sollst du wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden.

2 Denn die Menschen werden sich selbst lieben, geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig,

Hier steht für "sich selbst lieben" im Gegensatz zu den vorherigen Versen nicht "agape", sondern "philautos". Und diese Selbstliebe wird eindeutig als Sünde klassifiziert.


Manchmal wird auch behauptet, wer sich nicht selbst liebe, könne auch nicht andere lieben.

Doch das ist falsch. So verzichten manchmal Suizidgefährdete auf den Tod, aus Liebe zu ihren geliebten. - sie selber lieben sich jedoch nicht. Nach dieser Logik müsste auch jeder Christ, der diese Lehre nicht vertritt, andere nicht lieben können - obwohl Liebe ja eine wichtige Frucht des Geistes ist.

Selbstliebe hat mit Egoismus zu tun. Man ist auf sich selber konzentriert und auf sich selbst bedacht - man hat sich selbst an erster Stelle. 

Doch genau das widerspricht der Bibel:

Philipper 2,3 Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst 

Markus 8,34 Und er rief die Volksmenge samt seinen Jüngern zu sich und sprach zu ihnen: Wer mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!  

Das ist so ziemlich das Gegenteil von Selbstliebe.  Wir sind aufgefordert uns einander unterzuordnen und unseren Willen gegenüber Gottes Willen zurückzustellen. 

Wie oben bereits ausgeführt, ist die agape-Liebe nie auf sich sich selbst bezogen. Somit ist eine biblisch agape-Selbstliebe per Definition unmöglich.

Nun stellt sich vielleicht mancher die Frage: Aber was sollen wir dann von uns denken?

Nun, das was wir nach der Bibel sind: Unvollkommen, Sünder, aber von Gott geliebt und keinesfalls wertlos:

Römer 3,23 denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten,  

Römer 5,8 Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.  

Johannes 3,16 Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.

Unser Wert wird nicht über uns selbst definiert, sondern über Gottes Liebe (agape) zu uns.


Selbstliebe ist nicht mit der Bibel vereinbar. Der Mensch ist jedoch keinesfalls wertlos oder minderwertig. Wir sind von Gott geliebt, aber wir sind auch nicht perfekt und "gut", wie es das humanistische Weltbild besagt.

Wir sind - wie es dieses Lied sehr schön zusammenfasst - großzügig gesegnete, hochbegünstigte, unvollkommene, aber vergebene und geliebte Kinder (sofern bekehrt) Gottes: